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Visualizzazione post con etichetta Italienisch. Mostra tutti i post
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giovedì 27 dicembre 2018

Betonungsmuster im Italienischen

Eine der schwierigsten Angelegenheiten ist im Italienischen die Betonung von Wörtern. Während ein Wort im Französischen grundsätzlich auf der letzten und im Hessischen grundsätzlich auf der ersten Silbe betont wird, hat das Italienische keinen festen Wortakzent - die Betonung kann bei Nomen auf einer der letzten drei und bei Verben sogar auf einer der letzten vier Silben liegen. Üblicherweise - so hat es uns Prof. Alessandro Martini an der Université Lyon III beigebracht - wird auf der vorletzten Silbe betont, das ist aber nur eine Tendenz und man muss die Betonung für jedes Wort einzeln mit lernen. 
Nun stellt sich die Frage: Gibt es denn nicht doch irgendwelche Gesetzmäßigkeiten? 

Generell haben Sprachen ohne festen Wortakzent oft Betonungsregeln wie: Jede gerade Silbe wird betont, es sei denn, sie ist am Wortende, oder: Jede Silbe, die auf einen bestimmten Laut endet, wird betont. Nur ist justament im Italienischen die Betonung stark lexikalisch bedingt, d.h. am einzelnen Wort festzumachen und nicht durch allgemeine phonologische (oder morphologische) Regeln ableitbar. Allerdings hat - wie es einer so musikalischen Sprache wie dem Italienischen gebührt - die Metrik auch ein Wörtchen mitzureden. Genauer gesagt können zwei Faktoren das Betonungsmuster beeinflussen: die Anzahl der Silben und ob die Silben schwer oder leicht sind (Silbengewicht). 

Welche Silben schwer und welche leicht sind, ist von Sprache zu Sprache unterschiedlich. Im Italienischen ist eine Silbe schwer, wenn sie auf einen Konsonanten endet, z.B. [aŋ] in [aŋ.ko.ra] (ancora, ‘noch’, [ŋ] bezeichnet in der IPA-Lautschrift den ng - Laut, der im Deutschen in Wörtern wie Engel oder Enkel vorkommt), Silben, die auf Vokale enden, sind hingegen leicht.

Und wie genau funktioniert jetzt die Betonung? 

Beginnen wir mit dem einfachsten Fall. Auf der letzten Silbe wird ein Wort betont, wenn diese
a.  schwer ist
b.  Teil des Wortstammes ist, der nicht flektiert wird (wie z.B. però, virtù)
oder
c. ein betontes einsilbiges Wort ist (z.B. gas, blu)
Die Betonung schwerer Silben am Wortende ist allerdings nicht obligatorisch, zum Beispiel kann festival sowohl auf der letzten (fes.ti.val) als auch auf der vorvorletzten Silbe (fes.ti.val) betont werden. Auch die Regel, invariable Wörter auf der letzten Silbe zu betonen, bleibt nicht ohne Ausnahme, rosa und viola werden z.B. auf der vorletzten Silbe betont. (Mehr dazu hier). 
Das untypische Betonungsverhalten dieser beiden invariablen Adjektive kann allerdings damit zusammenhängen, dass sie  von Nomen abgeleitet sind, welche ihrerseits Flexion zulassen bzw. erfordern (la rosa, le rose). 
Solche von Pflanzennamen abgeleiteten Farbadjektive gibt es auch im Deutschen und Katalanischen, und in beiden Sprachen schreibt der Standard invariable Formen vor (zwei rosa Hemden, dues samarretes rosa), nebenher existieren jedoch auch variable Substandardformen (zwei rosane Hemden, dues samarretes roses). Im Deutschen kann man zudem invariable Farbadjektive mithilfe des Suffixes -farben oder -farbig variabel machen, ohne vom Standard abzuweichen (zwei rosafarbene / rosafarbige Hemden). Das Katalanische hat diese Möglichkeit nicht, dafür sind die variablen Formen dort so verbreitet, dass ihre invariablen Entsprechungen von vielen Katalanen als befremdlich empfunden werden (ungefähr so wie wegen des Regens in Bayern), und im Valencianischen gehören die variablen Formen sogar zur Standardsprachen. (Ein ausführlicher Eintrag in katalanischer Sprache zu invariablen Adjektiven im Katalanischen und Deutschen findet sich hier.)

Kommen wir zu der schwierigeren Frage: Wann wird ein Wort auf der vorletzten und wann auf der vorvorletzten Silbe betont?
Dieser Frage ist KRÄMER (2006) auf den Grund gegangen. Dazu hat er Nonsense- Wörter (Wörter, die es im Italienischen nicht gibt, die aber wie italienische Wörter klingen) mit bestimmten Folgen von leichten und schweren Silben konstruiert (L steht für leichte Silbe, H steht für schwere Silbe [heavy syllable], die Punkte stehen für die Silbentrennung):
Abk.
Beschreibung
Beispiel
LL
beide Silben sind leicht
pra.co
LLL
alle drei Silben sind leicht
fru.da.lo
LLLL
alle vier Silben sind leicht
pi.cu.to.pa
HL
die erste / vorletzte Silbe ist schwer, die zweite ist leicht
svap.pa
HLL
die vorvorletzte Silbe ist schwer, die vorletzte und letzte Silbe sind leicht
brom.bu.lo
LHL
die vorletzte Silbe ist schwer, die vorvorletzte und letzte Silbe sind leicht
gro.tul.fo
HHL
die vorvorletzte und vorletzte Silbe sind schwer, die letzte Silbe ist leicht
giom.pic.co
Nun mussten italienische Muttersprachler diese Wörter aussprechen. Dabei ist Folgendes herausgekommen:
  • Die zweisilbigen Wörter (LL, HL) wurden immer auf der ersten, also vorletzten Silbe betont
  • Die dreisilbigen Wörter mit einer schweren vorletzten Silbe (LHL, HHL), wurden immer auf ebendieser schweren vorletzten Silbe betont, und tatsächlich gibt es laut KRÄMER (2006) nur ganz wenige “echte” italienische Wörter mit einer schweren vorletzten Silbe, die nicht auf dieser vorletzten Silbe betont werden. 
  • Die viersilbigen Wörtern mit lauter leichten Silben (LLLL) wurden in 91,7% der Fälle auf der vorletzten (Penultima) und in 8,3% der Fälle auf der vorvorletzten Silbe (Antepenultima) betont.
  • Die dreisilbigen Wörtern mit einer schweren vorvorletzten Silbe und einer leichten vorletzten und letzten Silbe (HLL) wurden in 71% der Fälle auf der vorletzten und in 29% der Fälle auf der vorvorletzten Silbe betont
  • Die dreisilbigen Wörtern mit lauter leichten Silben (LLL) wurden in 55,1% der Fälle auf der vorletzten und in 44,9% der Fälle auf der vorvorletzten Silbe betont (in einem anderen Papier von KRÄMER war sogar von 53% Betonung auf der vorvorletzten und “nur” 46% auf der vorletzten Silbe die Rede), bei diesen Wörtern waren sich die Sprecher selbst nicht sicher. Dies ist laut KRÄMER (2006) zu erwarten, da die Betonung im Italienischen nun einmal lexikalisch bedingt ist. 

Die Moral von der Geschicht: Eine eindeutige Regel gibt es nicht. Beim Auswendiglernen sollte man sich allerdings auf mehrsilbige Wörter konzentrieren, die flektiert werden können und  deren letzte und vorletzte Silbe leicht sind (d.h. auf einen Vokal enden). 

Betonte Einsilber

Betonung auf der letzten Silbe

Invariable Wortstämme
Ausnahmen wie rosa, viola
Letzte Silbe endet auf Konsonant
Oft auch Betonung auf anderen Silben möglich
Zweisilber
Betonung auf der vorletzten Silbe
Vorletzte Silbe endet auf Konsonant
Vorletzte Silbe endet auf Vokal
Besser nachschlagen!

Den Rest kann man fürs Erste getrost links liegen lassen, es handelt sich dabei um statistische Ausreißer und wenn man die versemmelt, werden die Italiener es einem wohl kaum übel nehmen, zumal sie sich, wie wir gesehen haben, bisweilen selbst nicht entscheiden können. 

venerdì 2 novembre 2018

Zur Habilitation von Elia Hernández Socas: Der Aufzug

Ein Aufzug heißt Aufzug, weil er uns auf(wärts) zieht. Das Verb ziehen drückt eine Bewegung und deren Art und Weise, das Präfix auf- die Richtung aus, wie es einer Satellitenrahmensprache gebührt.  Im Italienischen heißt der Aufzug ascensore - von ascendere, was 'aufsteigen' bedeutet, die Richtung wird also -ganz im Sinne einer Verbrahmensprache - durch das Verb ausgedrückt. Nicht?
Moment mal: scendere ohne a- bedeutet  'absteigen' (vgl. [fr] descendre und [en] to descend / [it] discendere - 'abstammen'.) Hat scendere etwa ursprünglich nur eine Bewegung ausgedrückt und die Präfixe di- bzw. de- und a- waren für die Richtungen zuständig? Wäre dem so, dann verhielten sich erstens die romanischen Sprachen satellitenrahmensprachlicher, als es uns vielleicht lieb wäre, und zweitens würde dies Hᴀʀᴀʟᴅ Sᴄʜᴇᴇʟ freuen, der nimmt ja an, dass romanischsprachige Lexeme ambiger sind (weniger inhärente semantische Merkmale beinhalten, mehr Merkmale durch den Kontext zugewiesen bekommen) als diejenigen germanischer Sprachen...
Treccani spricht:
ascéndere v. intr. [dal lat. ascendĕre, comp. di ad- e scandĕre «salire»]
discéndere v. intr. e tr. [lat. descendĕre, comp. di de- e scandĕre «salire»]
scéndere v. intr. e tr. [tratto da discendere, per riduzione di prefisso].
scandĕre  bedeutet also 'aufsteigen', während scendere (als Kurzform von discendere, das sich - siehe oben - semantisch verschoben hat) 'absteigen' bedeutet. Kurioserweise sagen wir ja auch auf-steigen und ab-steigen ('-' bezeichnet die Morphemgrenze).
ad- gibt die Richtung 'zu etwas hin' und de- die Richtung 'von etwas weg' an. Das Lateinische scheint sich also sowohl satelliten- als auch verbrahmensprachlich zu verhalten: Während das Verb scandĕre - wie steigen (ohne auf und ab) - die Richtung auf der Y-Achse eines dreidimensionalen Koordinatensystems (nach oben) angibt, erfährt man über die Präfixe ad- und de- die Richtung auf der x-Achse (nach vorn oder aber nach hinten). Nur: Wo ist die z-Achse abgeblieben? Habe ich etwas übersehen? Hatte da jemand eine Rechts-Links-Schwäche? Oder hätte ein zweidimensionales Koordinatensystem ausgereicht? Vermutlich entweder Ersteres oder Dritteres (ich bin müde, kann aber vor lauter Aufregung nicht schlafen, also sei mir ein Neologismus gestattet.)
Unterdessen beschränkt man sich im Deutschen wie in der Romania nicht darauf, den Aufzug über die Richtung zu definieren: man kennt ihn hierzulande auch als Fahrstuhl (ist doch logisch: ein Stuhl zum Fahren - analog sei das Zeug aufgeführt, das ebenfalls zum Fahren oder gar zum Fluge dient, gleichermaßen kann man den Schrank nennen, in dem man seine Lebensmittel kühlt, oder den Wagen, in dem man die Kranken transportiert), und in einer neapolitanischen Varietät - oder, um der UNESCO-Terminologie Genüge zu tun: in einer Varietät des gruppo linguistico meridionale intermedio ('mittig südliche Sprachgruppe', 'Sprachgruppe des mittleren Südens') nennt man den Aufzug o tram a muro (mehr dazu hier).




domenica 16 settembre 2018

Lleida, die Wiege von Impariamo l'italiano

Der erste Name der Stadt Lleida war Iltirta. Auf dem Bild kann man die iberische Schreibweise sehen - ich habe mir leider nicht merken können, was die einzelnen Zeichen genau bedeuten, nur dass dasjenige in der Mitte (das aussieht wie ein Dreizack) eine Silbe anzeigt.



















Später haben die Römer aus Iltirta Ilerda gemacht, und daher kommen sowohl der katalanische Name der Stadt, Lleida, als auch der spanische, Lérida.
Zu dem Namen gehören zwei Adjektive: lleidatà und ilerdenc (vgl. Institut d’Estudis Ilerdencs , das u.a. den Premi Humbert Torres vergibt , den z.B. die Schriftstellerin, Journalistin und Wissenschaftlerin Mercè Ibarz 1994 für den Roman La terra retirada erhalten hat ). Das erinnert mich ein wenig an die Stadt Neapel (Napoli), zu deren Namen ebenfalls zwei Adjektive gehören: napoletano und partenopeo.
Als einzige von zwei Städten (die andere Stadt ist Cervera) hatte Lleida unter König Jaume I das Privileg einer eigenen Regierung, die aus den sogenannten paers (aus lat. paciarium, ‘Mensch des Friedens’, ‘Friedensstifter’) bestand. Der Bürgermeister (andernorts batlle oder alcalde genannt) heißt hier paer en cap und hat seinen Sitz in der paeria (andernorts alcaldia).
Aus Lleida kommt das Santmiquel - Bier (auch bekannt als San Miguel), das Herr und Frau Flock in der Kurzgeschichte La senyora Flock von Vicenç Pagès trinken. Das tun sie in Empuriabrava, einer Siedlung an der Costa Brava, an der man -Jordi zufolge- komplett “auf Deutsch leben” kann und begehen dabei ein Sakrileg, denn Santmiquel trinkt man nur in Lleida - “das ist eine Religion”, wie Jordi sagt. Ebenfalls “eine Religion” sind die Schnecken, die man in Lleida isst. Schnecken isst man auch in Frankreich, vor allem in der katalanischen Gegend um Perpignan (“Als rossellonesos els agraden els càrgols, a nosaltres també” [‘Die Leute im Roussillon mögen Schnecken, wir auch’] - Josep Pla, El que hem menjat), doch die Schnecken in Lleida sind etwas gaaaanz anderes als diejenigen in Frankreich - wie gesagt, és una religió.

Mehr Infos gibts hier

Hier lebt Jordi Tremosa, ein Katalane vom Scheitel bis zur Sohle, der neben seiner Arbeit im Archiv der Gemeinde an der dortigen Sprachschule (Escola Oficial d’Idiomes - EOI) Französisch, Englisch, Deutsch und vor allem Italienisch lernt. Kaum beherrschte er den indicativo presente, hat er die Webseite www.impariamolitaliano.com eingerichtet. Seine Dozentin war hellauf begeistert und hat ihn sogleich einer Reihe anderer Italienischdozenten vorgestellt, so dass er von Beginn seines langen Weges durch das Labyrinth der italienischen Sprache an mit der ganzen Welt des Insegnamento dell’italiano come lingua straniera in Verbindung stand. Mittlerweile ist www.impariamolitaliano.com ein großer Erfolg und eine der besten Seiten für Italienischlernende. Jordi arbeitet unter anderem mit Fiorella Atzori, der italienischen Amtskollegin von Bastian Sick (Zwiebelfisch), Betreiberin des Youtube-Kanals Sgrammaticando und Autorin des gleichnamigen Buches (des italienischen Äquivalents von Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod) sowie dem erst letztes Jahr entstandenen Unternehmen Sgrammitaliano zusammen. Zum Admin-Team der Facebook-Seite Impariamo l'italiano gehört unter anderem der venetische Linguist Paolo Rancan und seit November 2017 auch ich. Alle diese Institutionen sind in der Gruppe Impara la lingua italiana vereint, der jeder Facebook-Nutzer beitreten kann, sofern er sich wirklich Mühe gibt mit der Sprache und die Seiten- / Gruppenregeln befolgt. Bei Regelverstößen wird nämlich nicht viel Federlesens gemacht: Kommentare, die nichts zur Diskussion beitragen, unsachlich oder nicht wenigstens teilweise auf Italienisch verfasst sind, werden gelöscht, und Wiederholungstäter fliegen - ebenso wie Nutzer, die sich gebärden wie zahlende Kunden (ich hoffe, das war deutlich genug). Hintergrund dieses Blut-und-Eisen-Vorgehens ist, dass die Seiten nicht kommerziell sind und Facebook ihnen daher nur eine begrenzte Sichtbarkeit zugesteht - die Seiten sollen also vor allem denjenigen zugänglich sein, denen unsere Arbeit auch weiterhilft und die sie zu schätzen wissen.
 

Aceite - aceto

Oliven heißen auf Spanisch aceitunas*, weil aus ihnen aceite gewonnen wird, Öl nämlich - und kein Essig, wie man denken könnte, wenn man Italienisch spricht. Und auch der Name Oliven hat mit Öl zu tun - vergleiche (it) olio, (cat) oli. Doch warum heißt (it) aceto Essig und (es) aceite Öl? Beides nimmt man für Salat. Geht diese Tradition schon auf die Römer zurück? 
Treccani gibt als etymologischen Hintergrund an: "lat. acētum, affine ad acer «acre»", während das DRAE die Herkunft von aceite auf das Arabische und Aramäische zurückführt: "Del ár. hisp. azzáyt, este del ár. clás. azzayt, y este del arameo zaytā".
Die Ähnlichkeit ist also anscheinend reiner Zufall. Oder?


* Die Bezeichnung olivas gibt es im Spanischen ebenso