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venerdì 27 marzo 2020

Russian literature online!


A new e-mail reached me from the Catalan literary translation network. There are some sensible people left who don't participate in the general media-driven anti-Russian agitation but promote classic and contemporary Russian literature through translations into other languages and literatures of other countries through translations into Russian.  

Catalan literary translator Loïç Miquel Pérez Muñoz set up this blog: http://ruslitclass.blogspot.com/
with info about where you can get access to the originals and translations, for example “Растаявший снег” by Мария Гуаск translated into Catalan by the same Loïç Miquel Pérez Muñoz (all rights reserved) which can be found here.

As soon as I'm done with my overdue term papers and translation jobs I might add interlinear translations to some excerpts.

Also, let me repost a poem I translated into my native German about one and a half years ago:

Думаю о тебе  (Лев Озеров)

О тебе я хочу думать. Думаю о тебе.  
О тебе не хочу думать. Думаю о тебе.  
О других я хочу думать. Думаю о тебе.  
Ни о ком не хочу думать. Думаю о тебе.  


Übersetzung / Перевод:  


An Dich möchte ich denken. Ich denk an Dich.  
An Dich möcht ich nicht denken. Ich denk an Dich.  
An andre möcht ich denken. Ich denk an Dich.  
An niemand möcht ich denken. Ich denk an Dich.  


Translation / Catalan philology students:  Note how this action is perfectly in line with the Catalan tradition of "internationalisation" through literature and literary translation which was first written down in Modernism, for example by Manuel de Montoliu, one of the first Catalan translatologists. Of course, it is also in line with Quim Monzó's famous statement "Les llengües i les literatures no haurien de rebre mai el càstig de les estratègies geopolítiques, però el reben, i ben fort" ('Languages and literatures should never be on the receiving end of geopolitical strategies, but they are, and in a big way', official translation by Mary Ann Newman).


domenica 23 febbraio 2020

Transliteration Leaks: Andrej Tschichatschow

In dem von Deutschbuchautoren und anderen krampfhaft fortschrittlichen Leuten gehypten Roman Tschick von Wolfgang Herrndorf (2010) brennt Gymnasiast Maik Klingenberg mit Tschick, dem Neuen in der Klasse, in einem gestohlenen Lada Niva durch und macht Brandenburg unsicher. Tschick kommt aus Russland und sein bürgerlicher Name ist laut Buch Andrej Tschichatschow.

Ein Jahrzehnt lang bin ich davon ausgegangen, dass das Tsch am Anfang des Namens wie [t͡ʃ], also wie in Kutsche, und das ch wie [x], also wie in Dach ausgesprochen wird. Die deutsche Rechtschreibung ist da ja eindeutig (looking at you, English!). Die Betonung habe ich mir zunächst auf der ersten Silbe (tschi, IPA: [ˈt͡ʃixaˌt͡ʃov]) und später, als ich mich mit Russisch schon etwas auskannte, auf der letzten Silbe (tschow, IPA: [ˌt͡ʃixaˈt͡ʃov]) vorgestellt.

Umso irritierter war ich, als der gute Tschick in Fatih Akins Verfilmung (2016) sowohl das Tsch als auch das ch wie in Kutsche ausspricht und den Namen auf der zweiten Silbe betont (IPA: [t͡ʃiˈt͡ʃat͡ʃov]). Als stünde im Buch Tschitschatschow. Oder als wäre der Schauspieler (oder der Drehbuchautor, oder der Regisseur) beim Lesen zwischendrin mal kurz von der deutschen in die spanische Rechtschreibung und wieder zurück gewechselt.

Vielleicht liegt der Fehler aber auch bei der Schreibweise im Buch. Konnte Wolfgang Herrndorf Russisch? Er ist laut Wikipedia in Schleswig-Holstein aufgewachsen und hat in Nürnberg studiert, später aber in Berlin gelebt. Von seinen Sprachen steht da nichts.

Bleibt nur der bei Übersetzern so beliebte Google-Test.
Die rekonstruierte kyrillische Schreibweise "meiner" Aussprache, Чихачов, hat 11.000 Einträge, verweist aber auf Чихачёв. Das hat betimmt etwas damit zu tun, dass ч immer weich ist. Träger dieses Namens sind der General und Staatsmann Никола́й Матве́евич Чихачёв (1830-1917) und der russische Forschungsreisende Пётр Александрович Чихачёв (1812-1890). Letzterer hat auch einen Eintrag in der deutschen Wikipedia, wo er als Pjotr Alexandrowitsch Tschichatschow transliteriert wird, also genau so wie Andrej Tschichatschow im Buch. Die Schreibweise Чихачёв hat übrigens ungefähr 328.000 Einträge.

Für die kyrillische Version der Aussprache aus dem Film, Чичачов, spuckt Google dagegen gerade mal 1.830 Einträge aus, und in den meisten (wenn nicht allen) geht es um den Film Гуд бай, Берлин! (Goodbye Berlin) mit den Protagonisten Майк (Maik) und Андрей Чичачов (Andrej Tschi[t͡ʃ]atschow). Goodbye, Berlin ist also höchstvermutlich der ausländische Titel der Tschick - Verfilmung.

Der gute Andrej Tschichatschow sollte also ursprünglich tatsächlich Андрей Чихачёв heißen (mit Betonung auf der letzten Silbe, denn ё ist immer betont. -  Hurra, die deutsche Rechtschreibung ist immer noch eindeutig!). Da sich jemand im Filmteam vertan hat und die Anderen es nicht bemerkt haben (ist ja auch nicht so wichtig, es sei denn, man ist Linguist), ist er aber als Андрей Чичачов bekannt geworden. Dass sich ein Name aufgrund eines Rechtschreibfehlers ändert, ist nun nicht unüblich, aber es hat mir halt unter den Nägeln gebrannt. Man sieht, ich bin in den Viel-Lärm-um-Nichts-Geisteswissenschaften gut aufgehoben.