VORSPIEL
Stimme aus dem Off: Im Traum. Verschwommen, teilweise rekonstruiert, teilweise gekürzt.
In einem geräumigen, etwas heruntergekommen aussehenden Bad mit hellvioletten Wänden. Zwei Frauen treten ein und unterhalten sich auf Englisch.
Frau 1: Good work, thank you for your help.
Frau 1 verabschiedet Frau 2, Frau 2 geht.
Frau 1: Und nun zu uns. Liebes...
Stimme aus dem Off: Verschwommen
Frau 1: Ich hätte mir gewünscht, Du wärst mal wiedergekommen und hättest mich nicht allein stehen lassen.
Ich: Es tut mir leid, dass ich Dich im Stich gelassen habe. Das war...
Stimme aus dem Off: Rekonstruiert
Ich:...gedankenlos von mir. Sorry for having been so thoughtless.
Frau 1: Nein, es war auch faul. Du wolltest nicht mithelfen.
Ich: OK, it was also lazy. I'm sorry for having been thoughtless and lazy.
Stimme aus dem Off: Gekürzt.
In einem Studentenzimmer.
Ich: Ich habe geträumt, eine mir wichtige Person wäre wütend auf mich, weil ich sie im Stich gelassen hätte, und wir hätten uns über den richtigen Terminus, das heißt: sowohl den richtigen Begriff als auch die richtige Benennung - gestritten, oder wohl eher gemeinsam (ich habe versucht, kooperativ zu sein, um mehr Ärger zu vermeiden, wie immer) durch Hinzufügen von Begriffsmerkmalen die Intension des Begriffs für mein Fehlverhalten so zu erweitern, bis sie halbwegs zufrieden schien, und eine passende Benennung dafür zu finden.
Stimme aus dem Off: Im Traum. Fortsetzung.
Frau 1 und ich sind im Bad, ich bewege mich zum Ausgang, Frau 1 folgt mir in 2 Metern Abstand.
Ich: Es tut mir wirklich leid, ich weiß nicht, wie soll ich...
Frau 1 ist plötzlich nicht mehr da. An ihrer Stelle steht eine mir unbekannte kleine, für ihre Verhältnisse hellhäutige Schwarzafrikanerin da.
Ich: ...wie soll ich das... ich weiß nicht...ich hasse mich!
Schwarzafrikanerin (mit Akzent): Ich finde besser jetzt.
1. AKT
1. AKT
In einem Studentenzimmer. Ich liege im Bett und richte mich auf.
Ich: Besser? Vermutlich meinte sie, sie finde mein Fehlverhalten schon gar nicht mehr so schlimm. Tatsächlich können weniger schlimm und besser parallel sein - sie zeigen beide eine Steigung an, nur ist besser eben im ersten Quadranten und weniger schlimm im vierten. Oder im dritten? Und wer sagt, dass besser nur im ersten Quadranten sein kann und nicht im zweiten? Kommt auf die x-Achse an, aber was ist überhaupt x?
(Ich gehe zu einer Wand / einem karierten Flipchart, zeichne ein Koordinatensystem und zeige, was ich meine.)
Ist ein Koordinatensystem nicht vielleicht zu hoch gegriffen? Eine einfache Skala hätte sicherlich genügt. Vielleicht irre ich mich auch, denn Skalen können ja bekanntlich heruntertransformiert werden, aber nicht herauf - und vielleicht gilt das auch für andere Messinstrumente? Vielleicht ist die übliche Darstellung von schlecht - gut, oder schlimm - gut auf einer Skala einfach eine heruntertransformierte Variante und es ist eine Darstellung auf einem Koordinatensystem möglich? Ist schlimm vielleicht auf einer anderen Achse zu verorten als schlecht, oder aber auf derselben Achse und nur weiter unten? Fragen über Fragen...
Zwei Gestalten treten ein, eine trägt einen Stapel Handouts von Sandhya Sundaresan, die andere, das Buch Grenzen der Mathematik von Dirk W. Hoffmann.
Stimme aus dem Off: Es treten auf: Logik für Linguisten von Sandhya Sundaresan und Grenzen der Mathematik von Dirk W. Hoffmann, oder: Formale Logik light und Formale Logik.
Formale Logik: Formale Systeme
Formale Logik light: Formal systems have vocabulary, syntax and semantics.
Formale Logik: Die Syntax definiert, nach welchen Regeln die Ausdrücke (Formeln) aufgebaut sein müssen, die sich innerhalb des Kalküls erzeugen und manipulieren lassen. Die Semantik bestimmt, wie wir die einzelnen Bestandteile einer Formel zu interpretieren haben, und verleiht Formeln hierdurch eine Bedeutung. Erst die Wahl einer konkreten Interpretation berechtigt uns dazu, von wahren und falschen Formeln zu sprechen.
Formale Logik light: I said that, too! The truth value of a statement in predicate logic is not simply True or False but True or False relative to a particular model (say M). We sometimes emphasize this idea of relativized truth-value by adding our choice of model as a superscript to the denotation of an expression.
Stimme eines Gegenwartsphilosophen: This is correct for all kinds of logic, shut up, silly.
Ich: Also kommt es auf das Modell oder die Interpretation von besser oder schlechter oder schlimm oder weniger schlimm an, ob wir ein Koordinatensystem oder eine Skala dafür nehmen und ob die im ersten oder dritten oder zweiten oder vierten Quadranten sind. Wenn wir ein Koordinatensystem nehmen, meine ich. Aber ist nicht das Koordinatensystem die Formel und die Interpretation die Terme, äh, was erzähl ich da fürn Mist, ich meine ist nicht das Koordinatensystem das Prädikat und besser und schlechter und so sind die Terme, und wenn die von der Interpretation abhängen müssten das individuelle Variablen sein und keine individuellen Konstanten, das könnte funktionieren...hilfe, es gleitet mir aus der Hand, Sino, Siiiinooooo!
Sinoël Dohlen erscheint nicht.
Stimme eines Gegenwartsphilosophen: Was schwätzt das Weib?
Formale Logik light: I talked about individual variables and individual constants!
Ich: Ja, in dem Buch war von Tupeln die Rede. Terme, Funktionselemente und Prädikate, glaube ich.
Formale Logik: Eine prädikatenlogische Signatur ist ein Tripel. Dieses besteht aus einer Menge von Variablen, einer Menge von Funktionssymbolen! (sieht mich strafend an), einer Menge von Prädikaten. Jede Funktion und jedes Prädikat besitzt eine feste Stelligkeit.
Formale Logik light: The vocabulary of predicate logic consists of the following: Individual constants (represented with lower-case letters), individual variables (also represented with lower-case letters), predicates (represented with upper-case letters), logical connectives, quantifiers.
Ich: Formale Logik light hat eins mehr! Also dann sind die Konnektoren die Funktionssymbole und die Quantoren auch, oder was extra? Ich kriegs nicht mehr hin, ich glaub ich geh ins Bett.
2. AKT
Ein paar Tage später.
Stimme aus dem Off: Enter Greg Kobele.
Greg Kobele: Adjectives are properties, they are functions from individuals to truth values.
Sandhya Sundaresan: I will say that too next semester!
Ich: Stimmt! Das sieht doch schon mal besser aus. Wenn sie aber Funktionen sind, dann dürfen sie für jeden Wert auf der x-Achse nur einen Wert auf der y-Achse haben, also muss man die Skala von schlecht bis gut auf die y-Achse verlegen. Eine Skala muss ja nicht zwingend von unten nach oben gehen, oder? Oder wir sagen, es ist eine Relation oder eine Funktion von Y zu X. Ich bin eine Frau, ich muss die Landkarte drehen...
Stimme aus dem Off: Die Stimme des Gegenwartsphilosophen ist da, aber wird verdrängt.
Ich: Ach nee, das ist zu kompliziert. Sagen wir, schlecht bis gut liegt auf der x-Achse. Keine Angst vor Landkarten. Dann liegt besser im zweiten oder vierten Quadranten und weniger schlimm im ersten oder dritten.
Stimme aus dem Off: Enter Graham Hutter.
Graham Hutter: How do you implement this in Haskell?
Ich:
better :: [Int] -> [Int]
better = filter even [1,2,3,4]
where
filter :: [Int] -> [Int]
filter n xs = (take n xs, drop n xs)
even :: Int -> Bool
even n = mod (n)(2) == 0
-- Oh fuck, does that even work? Even spits out the wrong argument for filter, doesn't it? I'd have to define them differently...
Graham Hutter:
filter :: (a-> Bool) -> [a] -> [a]
filter p xs = [x | x <- xs, p x]
Now you try defining it recursively. Remember: 1.) Declare the type, 2.) Enumerate the cases, 3.) Define the simple cases, 4.) Define the other cases, 5.) Generalize and simplify.
Ich:
filter :: (a -> Bool) -> [a] -> [a]
-- Now that was easy.
filter p [] = []
filter p x: xs | p x = x : filter xs
| otherwise = filter xs
--I doubt this is right but can't think of anything better, I'm such a loser
Graham Hutter: Why, you got it almost right. Only that it's
| otherwise = filter p xs
Ich: Yeah, of course. Hell, I'm dumb. That's what we call Flüchtigkeitsfehler in German... Anyway...ich sag das mal auf Deutsch, ich kenn die mathematische Terminologie nicht auf Englisch. Mit dem Code bekommt man nur aus einer Liste von Quadranten die beiden richtigen heraus. Woher soll man aber wissen, dass damit Quadranten gemeint sind? Das muss vermutlich in das type class constraint rein. Ach nee, dann müsste man ja neue type classes definieren... Aber ich war ja noch gar nicht fertig. Die Frage ist ja, ob besser tatsächlich im ersten und im zweiten Quadranten ist oder nur im ersten, und weniger schlimm in allen anderen.
Stimme aus dem Off: Enter Linguistische Grundlagen, Hecks Folien.
Hecks Folien: Na endlich. Ich warte seit Ende letzten Jahres darauf, dass Sie das kapieren. Das nennt man nämlich Elsewhere-Verteilung.
Ich: Schon gut, schon gut. Nur ist die Frage, ob das Sinn ergibt. Die Engländer verstehen besser ja teilweise im Sinne von weniger schlimm ("Your German is so much better than it used to be" versteht so ein Engländer als "Dein Deutsch war am Anfang aber echt besch...euert, mittlerweile ist es wenigstens ohne Ohropax erträglich"). Womit wir wieder bei der Afrikanerin wären. Vielleich kommt sie ja aus einem Land mit Englisch als Amtssprache? Oder das ist einfach eine typische Kiste in den Sprachen der Welt. Wie würde Frau Stiebels sagen? Nicht Kiste, sondern...ein typisches Phänomen.
Warum nehmen wir besser und weniger schlimm nicht als zwei Mengen, und der zweite Quadrant ist deren Schnittmenge?
Sandhya Sundaresan: Draw a Venn diagram!
Ich: Sorry, I can't do this here, this ain't LaTeX (and I'm too dumb for LaTeX anyway).
Stimme aus dem Off: Befürchtung.
Stimme von Barbara Stiebels: Ja hätten Sie...
Ich: Schuldigung, bitte keine Vorwürfe, ich mach mir doch selbst schon welche. Bitte, bitte, geben Sie mir Zeit, ich hab es so satt, mit niedergeschlagenen Augen und schlechtem Gewissen durch die Gegend zu laufen
Stimme von Barbara Stiebels: Das müssten Sie auch nicht, wenn Sie...
Ich: Sie sind bloß eine Stimme, mit Verlaub, und es bringt mir herzlich wenig, wenn ich Ihnen jetzt zuhöre. Erzählen Sie mir lieber etwas von Semantik oder Pragmatik. Oder meinetwegen lexikalischen Kategorien. Dann höre ich Ihnen auch zu. Ja, ich komm zwar nicht mehr, aber ich lese Ihre Handouts.
Stimme von Jochen Trommer: Ähm...
Ich: Fragen Sie mich in drei Wochen noch mal. Wo waren wir stehen geblieben? Ah richtig, das Venn-Diagramm. Also als Kreis lässt sich weniger schlimm schlecht darstellen, wenn es drei um die Ecke liegende Quadranten umfassen soll. Aber wer sagt, dass Mengen nur in konvexen Räumen...oder umfasst weniger schlimm etwa alle Quadranten und besser eben nur einen oder zwei und wäre damit eine echte Teilmenge (proper subset) von weniger schlimm? Dann wäre die Verwendung von besser im Sinne von weniger schlimm ja ein pars pro toto, und zwar nicht zu knapp!
2. AKT
Ein paar Tage später.
Stimme aus dem Off: Enter Greg Kobele.
Greg Kobele: Adjectives are properties, they are functions from individuals to truth values.
Sandhya Sundaresan: I will say that too next semester!
Ich: Stimmt! Das sieht doch schon mal besser aus. Wenn sie aber Funktionen sind, dann dürfen sie für jeden Wert auf der x-Achse nur einen Wert auf der y-Achse haben, also muss man die Skala von schlecht bis gut auf die y-Achse verlegen. Eine Skala muss ja nicht zwingend von unten nach oben gehen, oder? Oder wir sagen, es ist eine Relation oder eine Funktion von Y zu X. Ich bin eine Frau, ich muss die Landkarte drehen...
Stimme aus dem Off: Die Stimme des Gegenwartsphilosophen ist da, aber wird verdrängt.
Ich: Ach nee, das ist zu kompliziert. Sagen wir, schlecht bis gut liegt auf der x-Achse. Keine Angst vor Landkarten. Dann liegt besser im zweiten oder vierten Quadranten und weniger schlimm im ersten oder dritten.
Stimme aus dem Off: Enter Graham Hutter.
Graham Hutter: How do you implement this in Haskell?
Ich:
better :: [Int] -> [Int]
better = filter even [1,2,3,4]
where
filter :: [Int] -> [Int]
filter n xs = (take n xs, drop n xs)
even :: Int -> Bool
even n = mod (n)(2) == 0
-- Oh fuck, does that even work? Even spits out the wrong argument for filter, doesn't it? I'd have to define them differently...
Graham Hutter:
filter :: (a-> Bool) -> [a] -> [a]
filter p xs = [x | x <- xs, p x]
Now you try defining it recursively. Remember: 1.) Declare the type, 2.) Enumerate the cases, 3.) Define the simple cases, 4.) Define the other cases, 5.) Generalize and simplify.
Ich:
filter :: (a -> Bool) -> [a] -> [a]
-- Now that was easy.
filter p [] = []
filter p x: xs | p x = x : filter xs
| otherwise = filter xs
--I doubt this is right but can't think of anything better, I'm such a loser
Graham Hutter: Why, you got it almost right. Only that it's
| otherwise = filter p xs
Ich: Yeah, of course. Hell, I'm dumb. That's what we call Flüchtigkeitsfehler in German... Anyway...ich sag das mal auf Deutsch, ich kenn die mathematische Terminologie nicht auf Englisch. Mit dem Code bekommt man nur aus einer Liste von Quadranten die beiden richtigen heraus. Woher soll man aber wissen, dass damit Quadranten gemeint sind? Das muss vermutlich in das type class constraint rein. Ach nee, dann müsste man ja neue type classes definieren... Aber ich war ja noch gar nicht fertig. Die Frage ist ja, ob besser tatsächlich im ersten und im zweiten Quadranten ist oder nur im ersten, und weniger schlimm in allen anderen.
Stimme aus dem Off: Enter Linguistische Grundlagen, Hecks Folien.
Hecks Folien: Na endlich. Ich warte seit Ende letzten Jahres darauf, dass Sie das kapieren. Das nennt man nämlich Elsewhere-Verteilung.
Ich: Schon gut, schon gut. Nur ist die Frage, ob das Sinn ergibt. Die Engländer verstehen besser ja teilweise im Sinne von weniger schlimm ("Your German is so much better than it used to be" versteht so ein Engländer als "Dein Deutsch war am Anfang aber echt besch...euert, mittlerweile ist es wenigstens ohne Ohropax erträglich"). Womit wir wieder bei der Afrikanerin wären. Vielleich kommt sie ja aus einem Land mit Englisch als Amtssprache? Oder das ist einfach eine typische Kiste in den Sprachen der Welt. Wie würde Frau Stiebels sagen? Nicht Kiste, sondern...ein typisches Phänomen.
Warum nehmen wir besser und weniger schlimm nicht als zwei Mengen, und der zweite Quadrant ist deren Schnittmenge?
Sandhya Sundaresan: Draw a Venn diagram!
Ich: Sorry, I can't do this here, this ain't LaTeX (and I'm too dumb for LaTeX anyway).
Stimme aus dem Off: Befürchtung.
Stimme von Barbara Stiebels: Ja hätten Sie...
Ich: Schuldigung, bitte keine Vorwürfe, ich mach mir doch selbst schon welche. Bitte, bitte, geben Sie mir Zeit, ich hab es so satt, mit niedergeschlagenen Augen und schlechtem Gewissen durch die Gegend zu laufen
Stimme von Barbara Stiebels: Das müssten Sie auch nicht, wenn Sie...
Ich: Sie sind bloß eine Stimme, mit Verlaub, und es bringt mir herzlich wenig, wenn ich Ihnen jetzt zuhöre. Erzählen Sie mir lieber etwas von Semantik oder Pragmatik. Oder meinetwegen lexikalischen Kategorien. Dann höre ich Ihnen auch zu. Ja, ich komm zwar nicht mehr, aber ich lese Ihre Handouts.
Stimme von Jochen Trommer: Ähm...
Ich: Fragen Sie mich in drei Wochen noch mal. Wo waren wir stehen geblieben? Ah richtig, das Venn-Diagramm. Also als Kreis lässt sich weniger schlimm schlecht darstellen, wenn es drei um die Ecke liegende Quadranten umfassen soll. Aber wer sagt, dass Mengen nur in konvexen Räumen...oder umfasst weniger schlimm etwa alle Quadranten und besser eben nur einen oder zwei und wäre damit eine echte Teilmenge (proper subset) von weniger schlimm? Dann wäre die Verwendung von besser im Sinne von weniger schlimm ja ein pars pro toto, und zwar nicht zu knapp!
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