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Vivi nel passato - Zeiten der Vergangenheit im Deutschen und Italienischen


Während das Deutsche mit drei und das Russische sogar mit nur einer Vergangenheitsform auskommt, gibt es im Italienischen gleich fünf Zeiten der Vergangenheit: passato prossimo, passato remoto, imperfetto, trapassato prossimo und trapassato remoto. Warum ist das so? Weil das Russische zwischen zwei Dingen strikt trennt, die im Deutschen kaum noch unterschieden werden und in romanischen Sprachen wie dem Italienischen völlig miteinander verwoben sind: Tempus, zu deutsch Zeit, und Aspekt, also ob eine Handlung abgeschlossen ist (vollendeter Aspekt) oder nicht (unvollendeter Aspekt).


Wenn ich sage: Max hat einen Brief geschrieben, dann ist ganz klar, dass Max nicht mehr daran schreibt, die Handlung des Briefschreibens ist eindeutig vorbei. Sage ich aber: Max schrieb einen Brief, dann kann man sich Max mitten im Schreiben vorstellen, man sieht förmlich seine gedankenumwölkte Stirn, seine rechte - oder linke - Hand, die den Bleistift oder Füllfederhalter führt und das Papier, das sich mit Buchstaben füllt, welche sich zu Wörtern und Sätzen verbinden.

Das Ganze verschärft sich, wenn ich diesen beiden Sätzen das kleine (Umstands-) Wörtchen gerade beimische. Dieses nimmt nämlich je nach der im Satz verwendeten Zeitform leicht unterschiedliche Bedeutungen an: In Max hat gerade einen Brief geschrieben zeigt gerade an, das die Handlung des Briefschreibens nicht weit zurückliegt, sondern vor wenigen Minuten erst abgeschlossen worden ist. In Max schrieb gerade einen Brief sagt gerade hingegen aus, dass Max tatsächlich mitten im Schreiben war. Gerade hat in einem Satz im Präteritum also dieselbe Funktion wie die englische Verlaufsform: Max was writing a letter. Und sowohl Max schrieb gerade einen Brief als auch Max was writing a letter fühlen sich ein wenig an wie in der Schwebe: man erwartet eigentlich, dass noch eine weitere Handlung hinzukommt, wie zum Beispiel: ...als sein Vater in das Zimmer trat.

Deshalb hat man uns in der Schule beigebracht, dass das Perfekt eine abgeschlossene Handlung und das Präteritum eine andauernde oder wiederholte Handlung in der Vergangenheit bezeichnet. Bisweilen wird das Präteritum ja auch Imperfekt genannt, weil es den unvollendeten, imperfektiven Aspekt in der Vergangenheit beschreibt.  Wenn ich mich recht entsinne, so haben Perfekt, Präteritum und Plusquamperfekt - das ist die dritte Vergangenheitsform, die wir bisher haben links liegen lassen - auch deutsche Namen: Das Perfekt wird vollendete Gegenwart genannt (ebenso wie das englische Perfekt als present perfect bezeichnet wird), das Präteritum andauernde Vergangenheit oder Erzählvergangenheit und das Plusquamperfekt vollendete Vergangenheit oder Vorvergangenheit. Dabei wird nun auch der Unterschied zwischen Perfekt und Plusquamperfekt deutlich: Eine Handlung im Perfekt ist in der Gegenwart abgeschlossen, eine Handlung im Plusquamperfekt (Max hatte einen Brief geschrieben) dagegen schon in der Vergangenheit, sie war schon abgeschlossen, bevor etwas anderes geschah. Oder geschehen ist? Da liegt der Hase im Pfeffer: Man kann ein Ereignis im Perfekt als eine Reihe abgeschlossener Handlungen beschreiben oder aber im Präteritum davon erzählen, wie diese Handlungen mitten im Gange sind. In letzterem Falle wird die Erzählung lebendiger, daher bietet sich das Präteritum als Erzählvergangenheit an und heißt dementsprechend auch so. In der gesprochenen Sprache ist allerdings die nüchternere Erzählweise im Perfekt üblich.

Da Menschen nun einmal dazu neigen, Dinge zu vereinfachen, haben sie die Trennlinie zwischen vollendetem und unvollendetem Aspekt immer mehr verbleichen lassen und aus dem einst semantischen (inhaltlichen) Unterschied zwischen Perfekt und Präteritum einen stilistischen Unterschied gemacht: Das Perfekt wird der gesprochenen Sprache und vor allem der Umgangssprache zugeordnet, das Präteritum hingegen der Schriftsprache. Daher plädiert Bastian Sick wohl auch dafür, die alternative Bezeichnung Imperfekt nicht (mehr) zu verwenden (er selbst macht aber häufig davon Gebrauch).

In ihrem Übereifer, der Jugend die Umgangssprache auszutreiben und den “höheren” Schriftstil einzutrichtern, gingen (!) manche Deutschlehrer wohl gar so weit, das Perfekt generell zu verfemen. So schreibt Christine Nöstlinger in dem Jugendroman Einen Vater hab ich auch:

Schließlich, in der fünften Stunde, hatte ich die Lösung. Deutsch-Stunde war, der Huber, unser Deutschlehrer, dozierte gerade darüber, dass der gebildete Mensch nicht nur, wenn er schreibt, sondern auch, wenn er spricht, nicht das Perfekt, sondern das Imperfekt zu benutzen habe, da fiel mir plötzlich ein: Ich fahre nach München zur Mama!”

Vielleicht deshalb kommt das im mündlichen Sprachgebrauch totgeglaubte Präteritum kurioserweise wieder in Mode, vor allem unter Zugereisten in Großstädten, die krampfhaft versuchen, ihre Herkunft zu verbergen und gebildet zu klingen.

 

Umso schwieriger mag es einem Deutschen erscheinen, sich in dem italienischen Zeitformensystem zurechtzufinden, das nicht nur zwei Vergangenheitszeiten mehr aufweist als das deutsche, sondern die meisten dieser Zeitformen auch heutzutage tatsächlich nach grammatischen Kriterien unterscheidet.

Versuchen wir also etwas Ordnung in das Zeitenwirrwarr zu bringen. Wie das Deutsche (einst), so trennt das Italienische zwischen abgeschlossenen und nicht abgeschlossenen Handlungen einerseits und einfacher Vergangenheit und Vorvergangenheit andererseits, wobei Handlungen in der Vorvergangenheit - wieder wie im Deutschen - stets abgeschlossen sind. Nur hat das Italienische in der einfachen abgeschlossenen Vergangenheit ebenso wie in der Vorvergangenheit zwei Zeitformen statt einer.

Die andauernde Vergangenheitsform, das imperfetto, entspricht weitgehend dem deutschen Imperfekt, wie es ursprünglich verwendet wurde und von wirklich gebildeten Menschen noch verwendet wird (ein wenig Präskriptivismus sei mir hin und wieder gestattet). Es wird verwendet, um Dauer oder Wiederholung in der Vergangenheit wiederzugeben, wobei die Wiederholung auch eine Art der Dauer ist. Betrachtet man die Sätze La pioggia cadeva ininterrottamente da due giorni und Venivano a trovarci quasi tutte le settimane, so stellen die Ereignisse in beiden Sätzen etwas Beständiges dar. Und wenn man sichs recht bedenkt, so sagt man im Deutschen ja auch: Mein Großvater mütterlicherseits pflegte zu sagen: Fenster werden erst geputzt, wenn man nichts mehr durchhören kann, und nicht Mein Großvater mütterlicherseits hat gepflegt zu sagen…

Das imperfetto drückt also den unvollendeten Aspekt aus, will sagen, es dient dazu, nicht abgeschlossene Handlungen zu beschreiben. Ein Satz wie Ieri tornavo a casa fühlt sich nicht vollständig an, sondern bleibt in der Luft hängen, gerade so wie unser deutscher Satz Max schrieb gerade einen Brief. Erst durch ein weiteres Ereignis wird der Satz vollständig und man kann beruhigt schlafen gehen: Ieri tornavo a casa quando ho incontrato Mario; Massimo scriveva una lettera quando entrò suo padre.

Anders als im Deutschen muss dabei im Italienischen die hinzukommende Handlung im Perfekt (passato prossimo oder passato remoto) beschrieben werden. Ein Satz oder Abschnitt mit mehreren Ereignissen im imperfetto erweckt nämlich im Italienischen den Eindruck einer statischen Szene, in der alle Handlungen gleichzeitig stattfinden, wie etwa in: La stazione era deserta. Carlo indossava un soprabito scuro. L’orologio segnava le venti e trenta. 

In literarischen und journalistischen Texten kann das imperfetto allerdings - wie das deutsche Imperfekt - auch verwendet werden, um von einer Folge abgeschlossener Handlungen zu erzählen, als wäre sie mitten im Gange (imperfetto narrativo):

 

Nel ribollire della disamistade cadevano le elezioni regionali del 51, i candidati democristiani disertavano in piazza, la frequentavano invece i comunisti

(L. Sciascia, Le parrocchie di Regalpetra)

 

Allo scoccare della mezzanotte l’assassino entrava di soppiatto in casa delle vittime

 

Al ventisettesimo minuto della ripresa il centravanti raccoglieva un abile invito del numero 10 e metteva in rete

 

Dies ist nicht der einzige Fall, in dem das imperfetto außerhalb seines Reviers unterwegs ist, bisweilen übernimmt es gar Funktionen, die anderen Modi als dem Indikativ eigen sind. Hat man beispielsweise in einer hitzigen Diskussion über Politik, Religion oder die neueste Reform der Accademia della Crusca (die übrigens wörtlich übersetzt Akademie der Kleie heißt) ein paar unschöne Dinge gesagt, bekommt man vielleicht später von einem Freund zu hören: Facevi meglio a stare zitto. Vielleicht fällt dem Freund aber auch ein, dass man ja Ausländer ist und zuerst einmal die Schriftsprache lernen sollte, und er korrigiert sich: Avresti fatto meglio a stare zitto. Diesen im mündlichen Italienisch auftretenden Gebrauch des imperfetto anstelle des condizionale passato (oder condizionale composto) nennt man imperfetto ipotetico, und tatsächlich kann der Satz Avresti fatto meglio a stare zitto als verkürzte Form eines periodo ipotetico, eines italienischen Konditionalsatzes, angesehen werden (Se fossi stato zitto avresti fatto meglio). Mitunter werden auch ganze periodi ipotetici ins imperfetto ipotetico versetzt, wie z.B. bei Eugenio Montale:

Dicono che la mia

sia una poesia d’inappartenenza

Ma s’era tua era di qualcuno,

di te, che non sei più forma, ma essenza.

Böse Zungen behaupten, dies geschehe nur, um den berühmt-berüchtigten congiuntivo zu vermeiden:

-          E tu chi sei?

-          Il congiuntivo.

-          E chi ti ha rotto?

-          Tu.

-          Ma se ero stato io lo sapevo!

-          Appunto.

Das imperfetto wird dabei allerdings ausschließlich für periodi ipotetici dell’irrealtà (Typ-3-Konditionalsätze) verwendet, also genau dann, wenn die beschriebene Handlung deswegen hypothetisch ist, weil es zu spät ist, als dass sie eintreffen könnte. Wie der Volksmund sagt: Hätte, hätte, Fahrradkette.

Im Deutschen wird das Präteritum übrigens mit derselben Bedeutung verwendet. So pflegte (und nicht: hat gepflegt!) meine Mutter, wenn ich wieder einmal aus Unachtsamkeit etwas gesagt oder getan hatte, das ihr nicht passte, mit gar vorwurfsvoller Stimme zu sagen: Das konntest du wissen, Felicitas! Manchmal änderte sie diesen Satz, der sich mir schmerzlich eingebrannt hat, aber auch leicht ab und sagte: Das hättest du wissen können!

Einen weiteren Streifzug außerhalb seines Reviers unternimmt das imperfetto, wenn es darum geht, Träume die Handlung eines literarischen Werkes zu erzählen (imperfetto irreale):

Poi entravo in un’enorme sala a specchi; dopo alcuni secondi le pareti iniziavano a muoversi verso di me

aber auch Geschichten oder Spiele, wie sie sich Kinder ausdenken (imperfetto ludico):

Allora, facciamo che io ero il papà e tu la mamma

Im Deutschen nimmt man zum Erzählen von Träumen und (kindlichen) Phantasien ja eher den Konjunktiv, sollte man meinen. Wenn sich Kinder Spiele ausdenken, reden sie aber auch im Präsens. So heißt es in einem Lied von Christiane Knauf und Frederik Vahle:

Der Peter ruft, jetzt spielen wir mal Arbeiter und Boss,

 der Olaf ist der Vorarbeiter, der ist stark und groß,

ich selber bin der reiche Mann, der alles hier besitzt,

und ihr, ihr seid die Arbeiter, ihr arbeitet und schwitzt.

Um von Träumen zu erzählen, kann man neben dem Konjunktiv durchaus auch das Präteritum verwenden (Ich hab geträumt, im blauen Raum / da wuchs ein goldner Sternenbaum).Und wenn uns auch in der Schule beigebracht wird, dass man zur Wiedergabe der Handlung eines literarischen Werkes das Präsens benützen soll, so greifen wir doch im Mündlichen oft zu einer Vergangenheitszeit, und ich vermeine, meine Klassenkameraden aus der hessischen Rhön hätten sogar den Konjunktiv gebraucht.

Schließlich eignet sich das italienische imperfetto auch dazu, den fordernden Charakter einer Frage oder Bitte abzumildern:

-          Che cosa desiderava, signora?

-          Mah, volevo due etti di prosciutto.

Dieses Phänomen heißt im Italienischen auch imperfetto attenuativo (milderndes Imperfekt) und hat seine Entsprechung im deutschen “Imperfekt der Höflichkeit”, wie Bastian Sick es nennt:

-          Guten Tag, ich hatte einen Tisch für zwei Personen reserviert.

-          Entschuldigung, wie war noch mal Ihr Name?


Bis hierhin war alles ja noch relativ einfach. Etwas kniffliger wird es beim Perfekt. Hier gilt es nämlich im Italienischen zwischen passato prossimo und passato remoto zu unterscheiden. Die Namen dieser Zeitformen sind, wie Dardano und Trifone in der Grammatica italiana con nozioni di linguistica zugeben, etwas irreführend gewählt, sie lassen nämlich vermuten, dass das passato prossimo Ereignisse beschreibe, die sich gerade erst zugetragen haben, und das passato remoto solche, die zeitlich weiter zurück liegen. Tatsächlich geht es bei der Frage, ob man nun das passato prossimo oder das passato remoto nimmt, aber darum, ob eine Handlung noch einen Bezug zur Gegenwart hat oder bereits Geschichte ist. In letzterem Falle liegt die Handlung für unser Empfinden weiter zurück als in ersterem, daher sprechen Dardano und Trifone im Zusammenhang mit der Unterscheidung zwischen passato prossimo und passato remoto auch von “psychischer Aktualität” (attualità psicologica).

Während mit dem passato remoto abgeschlossene Handlungen in der Vergangenheit ohne Bezug zur Gegenwart beschrieben werden, wird das passato prossimo verwendet, um eine Handlung wiederzugeben, die entweder in der Vergangenheit begonnen hat und in der Gegenwart andauert: Due giorni fa ho preso una brutta influenza (e ancora ne soffro), oder die selbst zwar abgeschlossen ist, deren Auswirkungen sich aber bis in die Gegenwart erstrecken: Margherita A. si è laureata in Lettere (e si può far chiamare dottoressa).

Das Geburtsdatum eines noch lebenden Menschen gibt man dementsprechend im passato prossimo an (Marco è nato nel 1943), dasjenige eines Verstorbenen dagegen immer im passato remoto (Manzoni nacque nel 1785).

Man kann also ein und dasselbe Ereignis in drei unterschiedlichen Zeitformen wiedergeben und dabei unterschiedliche Aspekte (im gemeinsprachlichen wie im linguistischen Sinne) hervorheben: In Moravia scrisse Gli indifferenti dal 1925 al 1928 liegt der Fokus auf Anfang und Ende der Handlung, Moravia scriveva Gli indifferenti tra il 1925 e il 1928 unterstreicht den Verlauf der Handlung im angegebenen Zeitraum und Moravia ha scritto Gli indifferenti bedeutet, dass es das Buch gibt und man es lesen kann und drückt damit sowohl die Abgeschlossenheit der Handlung als auch ihren Bezug zur Gegenwart aus.

So genau nimmt man den Unterschied zwischen passato prossimo und passato remoto allerdings nur in der Schriftsprache und im toskanischen Italienisch. In Norditalien (und auch schon in der nördlichen Toskana) verwendet man in der gesprochenen Sprache anstelle des passato remoto das passato prossimo und sagt beispielsweise: L’anno scorso sono andato a Venezia. Dies hat ja durchaus seinen Sinn, denn indem man von der Reise nach Venedig erzählt, stellt man einen Bezug zur Gegenwart her (Letztes Jahr bin ich nach Venedig gefahren, also kann ich jetzt davon erzählen). Dadurch verschiebt sich im Norditalienischen der Unterschied zwischen passato prossimo und passato remoto immer mehr vom Inhalt zum Stil - wie im Deutschen der Unterschied zwischen Perfekt und Präteritum - und das passato remoto gilt im Norden als rein schriftsprachliche, wenn nicht gar archaisch-literarische Zeitform. (Wer Französisch spricht, der mag darin eine Parallele zum passé simple sehen).  In Süditalien ist das Ganze genau umgekehrt, dort sagt man Ieri nevicò um auszudrücken, dass es sich dabei nun wirklich um Schnee von gestern handelt. Auch Sätze wie Arrivai un quarto d’ora fa sind im Süden durchaus üblich.

Eine Verwendung des passato prossimo, die ich bisher unterschlagen habe, findet man jedoch im Norden wie im Süden gleichermaßen. Wie das imperfetto ist das passato prossimo außerhalb seines Reviers jagen gegangen und hat eine Funktion des futuro anteriore (das dem deutschen Futur II entspricht) erbeutet. Als es kurz davor war, sich auf die Beute zu stürzen und sie zu reißen, dachte es sich: Un ultimo sforzo e ho finito (=avrò finito). Diese Verwendung findet das deutsche Perfekt ebenso: Nur noch zwei Zeitformen müssen wir uns ansehen, kann ich an dieser Stelle sagen, dann haben wir es geschafft (Dann werden wir es geschafft haben sagt nun wirklich kaum einer).

Die beiden übrigen Zeitformen sind diejenigen der Vorvergangenheit, nämlich trapassato prossimo und trapassato remoto. Das trapassato prossimo drückt dabei - wie das deutsche Plusquamperfekt - eine Handlung aus, die schon abgeschlossen war, bevor eine weitere Handlung in der Vergangenheit stattfand oder stattgefunden hat: Mi ero appena addormentato quando bussarono alla porta.

Zudem gibt es das trapassato prossimo gleich dem imperfetto im mündlichen Italienisch auch als trapassato prossimo ipotetico (Se non mi fossi ammalato a quest’ora avevo già terminato gli esami) und als trapassato prossimo attenuativo, um ein Anliegen vorsichtig zu formulieren (Buongiorno, ero venuto per chiederLe una cortesia).

Das trapassato remoto, der kleine verkrüppelte Bruder des trapassato prossimo, bezeichnet ebenfalls eine in der Vergangenheit abgeschlossene Handlung, die aber zusätzlich vor einer abgeschlossenen Handlung ohne Bezug zur Gegenwart, erfolgt sein  muss. Während das trapassato prossimo sowohl in Haupt- als auch in Nebensätzen auftauchen kann, findet man das trapassato remoto heute nur in Nebensätzen, die mit quando, dopo che, non appena, appena (che) beginnen, und das auch nur, wenn der Hauptsatz, auf den sich diese Nebensätze beziehen, im passato remoto steht: Non appena se ne fu andato, vennero a cercarlo.


Das sind sie, die Zeiten der Vergangenheit. Nun soll man, wie in so ziemlich jedem Lebensratgeber steht, nicht zu sehr in der Vergangenheit leben, sondern sich auf die Gegenwart konzentrieren. Ansonsten ist man womöglich damit beschäftigt, sich seine alten Fehler übelzunehmen, und macht gerade deshalb neue Fehler. Im Italienischen reimt sich das sogar:

Vivi nel passato

Ti disprezzi per aver sbagliato

Sbagli di nuovo perché vivi nel passato.

 

 

 

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